„Und das Wort ist Fleisch geworden und hat unter uns gewohnt,

und wir haben seine Herrlichkeit gesehen, die Herrlichkeit des ewigen Sohnes vom Vater,

voll Gnade und Wahrheit.

Aus seiner Fülle haben wir alle empfangen, Gnade über Gnade.“      (Joh 1 14,16)

Mit diesen eindrucksvollen Worten beschreibt der Evangelist Johannes in seinem Prolog die Menschwerdung unseres Gottes. Unser Schöpfer nimmt nicht nur die Gestalt seiner Geschöpfe an: ER wird Mensch! Das ist unvorstellbar; daran scheiden sich die Geister. Etwas ganz Neues beginnt, das so unfassbar ist, dass es sich nur in einfachen, schlichten Worten und innigen Gesten ausdrücken lässt. Es ist das Geheimnis des Glaubens.

Wenn wir die dargestellte Krippe betrachten, dann werden wir mit hineingenommen in eine Atmosphäre der innerlich frohen, anbetenden Stille. Selbst Haltung und Gesicht des Ochsen drücken dies aus: ein leichtes Lächeln umspielt sein Maul. Die Blüten der Weihnachtssterne neigen sich gemeinsam mit den anwesenden Personen vor dem in der Futterkrippe liegenden Kind. Kein Heiligenschein ziert ein Haupt, auch nicht das des göttlichen Kindes. Nur Wesentliches ist zu sehen: das friedlich schlafende Kind, die davor kniende Mutter, die Hände schützend über das Kind gehalten. Josef behält verantwortungsbewusst und liebevoll Mutter und Kind im Auge. Lampe und Stab bieten Schutz und Sicherheit. Kniende Hirten und andächtig gebeugte Könige bringen ihre Geschenke dar. Ein Lamm, Weihrauch, Gold und Myrrhe – Symbole, die den Weg des Sohnes des Höchsten andeuten, des Erlösers und Heilands für die ganze Welt. Vertieft in dieses Bild können wir das leise, beruhigende Flötenspiel des Hirten hören und das Gebet des hl. Franziskus ahnen: „Mein Gott und mein Alles.“

Das Weihnachtsfest lässt uns den Reichtum unserer Gottesbedürftigkeit erahnen. Den Reichtum eines Herzens, das leer und bereit ist dem fleischgewordenen Wort Gottes Wohnung zu geben und eines Auges, dem die Gnade geschenkt ist, ein Funken der Herrlichkeit des ewigen Sohnes vom Vater zu sehen. Denn aus seiner Fülle haben wir alle empfangen, Gnade über Gnade für jeden Tag unseres Lebens.

Dankbar wollen wir das Weihnachtsfest feiern und wahrnehmen, dass in uns allen – Christus geboren ist! Geben wir IHM Raum, um in uns zu wachsen und zu wirken, damit Friede sei wo immer wir sind und was immer wir tun.

Wir wünschen Ihnen ein frohes, gnadenreiches Weihnachtsfest und ein gesegnetes und gesundes Jahr 2019.

Schwester M. Herbertis Lubek
Provinzoberin