Ostern 2022

Am Montag in der Karwoche war es früher üblich, dass unser Geistlicher Direktor Prälat Geelink, uns Schwestern im Mutterhaus in die Heilige Woche einführte und uns so die großen Geheimnisse unseres Glaubens näherbrachte. Dabei legte er Wert auf das kleine Wörtchen UND. Karfreitag UND Ostern, Tod UND Auferstehung gehören nach der paulinischen Theologie untrennbar zusammen.

Der Gott des Lebens, Jesus Christus, stirbt für uns und zeigt so seine Solidarität mit uns Menschen. Bei ihm lernen wir, wie man selbst den totsicheren Tod durchleben kann – um Gottes- und des Himmels willen. Denn er hat uns zugesagt, dass wir mit ihm leben dürfen – für immer leben! Ostern verheißt ein unbefristetes, vollendetes, alle Menschen umfassendes Leben in Fülle. Ostern ist der Inbegriff des Lebens, der Gerechtigkeit und der Liebe. Das glauben wir Christen – mit weniger geben wir uns nicht zufrieden!

Das Bild, das das Kreuz in unserer neuen Kapelle im Mutterhaus darstellt, zeigt, wie Jesus am Kreuz hängt. Er ist nur unscharf zu erkennen. Dieses Leiden ist so groß, dass wir es gar nicht fassen und ermessen können. Aber es ist nicht das Ende. Durch die gespaltenen Kreuzesbalken können wir bereits das erkennen, was dahinter liegt, das neue Leben, die Auferstehung. Von der linken Seite scheint bereits das blaue, lebenspendende Licht in den Raum. Im Vordergrund leuchtet die Mittagssonne warm und wohlig in den Kirchraum hinein. Sie kann uns sagen, hier lebt Jesus Christus, der Auferstandene, der immer für uns da ist.

In diesem Jahr erleben die Menschen in der Ukraine und in den anderen Kriegsgebieten den Karfreitag auf eine besonders intensive und harte Weise. Viele unschuldige Menschen haben ihr Leben vorzeitig verloren, weil ein Mensch das Urteil über sie gesprochen und den Krieg befohlen hat. Andere haben ihre Heimat, Hab und Gut verloren und ihre Familien wurden auseinandergerissen und in eine ungewisse Zukunft entlassen. Kann man da noch Hoffnung haben?

Ich sehe neben der Zerstörung auch viele Lichtstrahlen, die all diejenigen zum Leuchten bringen, die sehr großzügig ihre Hilfe anbieten, die sich mit den geschundenen Menschen der Ukraine solidarisch erklären und auch das Gebet für den Frieden nicht vergessen. Durch die Medien erfahren wir von den großen Aktionen, aber es gibt auch viele kleine Hilfsangebote, um die nur wenige wissen, die aber genauso wichtig und effektiv sind.

Diese Zeichen der Hilfsbereitschaft bewegen mich tief und freuen mich sehr! Für mich sind sie Zeichen dafür, dass wir unseren Auftrag ernst nehmen, nicht nur den Tod zu verkünden, sondern auch praktische Zeichen der Auferstehung zu setzen, denn: Tod UND Auferstehung gehören untrennbar zusammen.

Ein gesegnetes Osterfest Ihnen allen! Halleluja!

Pace e bene

Ihre

Schwester M. Diethilde
Provinzoberin