Westfälische Nachrichten vom 16.03.2022

Von Peter Werth

Seppenrade

Geschäftiges Treiben vermeldeten Spaziergänger am Montagabend rund um das St. Josefshaus in Seppenrade. Kräfte der beiden Löschzüge der Seppenrader und Lüdinghauser Feuerwehr waren dort im Einsatz. Dabei galt es allerdings nicht, einen Brand zu löschen. Vielmehr waren die Wehrleute damit beschäftigt, im ehemaligen Kloster der Franziskanerinnen Betten aufzubauen. Denn es brennt an ganz anderer Stel-le in Europa: Der Krieg in der Ukraine hat Millionen von Menschen zu Flüchtlingen werden lassen. Und diese stranden nicht zuletzt auch im Kreis Coesfeld. Noch am Montag habe die Bürgermeisterkonferenz gemeinsam mit dem Landrat beschlossen, das St. Josefshaus zu einer „Ankommenseinrichtung“ für Geflüchtete aus der Ukraine zu machen, erklärte Bürgermeister Ansgar Mertens gegenüber den Westfälischen Nachrichten. Ab der kommenden Woche sollen dort bis zu 250 Menschen Unterschlupf finden, bis sie auf die verschiedenen Kommunen des Kreises verteilt werden können. Der Kreis werde das Objekt von den neuen Eigentümern– der Apollon Immobilien GmbH – anmieten. „Mein Wunsch war es immer, dass diese Menschen nicht in einer Turnhalle unterkommen müssen“, betont Mertens. Das ehemalige Kloster eigne sich daher bestens. Dort stünden Räumlichkeiten mit jeweils eigenen sanitären Anlagen zur Verfügung. Das komme den Bedürfnissen der Flüchtlinge– zumeist Mütter mit Kindern– entgegen. Und: „Das Objekt ist in einem Top-Zustand. “Dort sollte den Menschenaus dem vom Krieg betroffenen Land Zeit gegeben werden, um anzukommen und zur Ruhe zu kommen. „Wir wollen dafür eine gute Atmosphäre schaffen“, sagt Mertens. Für den Betrieb der neuen Einrichtung wird der DRK Kreisverband zuständig sein. Dessen Vorsitzender Christoph Schlütermannkann auf die vielfachgemachten Erfahrungen auf dem Feld der Betreuung geflüchteter Menschen verweisen. Waren dessen Kräfte doch schon im Jahr 2015 in Seppenrade aktiv bei der Betreuung der unbegleiteten jugendlichen Flüchtlinge vornehmlich aus Afghanistan und Syrien. Dennoch seien die Herausforderungen aktuell doch noch andere, erklärt Schlütermann: „Wir wissen nicht, wann wie viele Menschen kommen.“ Zudem müsse ja auch erst noch entsprechendes Personal rekrutiert werden. Für den Betrieb seien alles in allem etwa 50Kräfte in den verschiedenen Bereichen nötig. Das reiche von der Betreuung der Flüchtlinge über die Essensausgabe bis hin zum Reinigungspersonal. Es müsse in drei Schichten gearbeitet werden. Aber: „Wir werden mit unseren Aufgabenwachsen.“ Gebraucht würden „Menschen, die ein Gefühl für traumatisierte Menschenhaben, die empathisch sind“. Mit Blick auf die Betreuung der jugendlichen Bürgerkriegs-Flüchtlinge seit 2015 ist der DRK-Vorsitzende überzeugt: „Seppenrade hat sich wunderbar bewährt.“ Dabei verweist er unter anderem auf den SV Fortuna und dessen Bereitschaft, Kinder und Jugendlichesportlich zu integrieren. Schlütermann wie auch Mertens setzen einmal mehr auf das ausgeprägte ehrenamtliche Engagement im Rosendorf. Er rechne mit „großer Solidarität“, sagt der Bürgermeister.